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Felix Würsten & Judith Fahrni

Lebenslänglich leidenschaftlich

Aktualisiert: 24. Okt. 2023

Guter Sex ist allzeit spontan und leidenschaftlich – dies ist zumindest das Bild, das in Filmen, Fernsehsendungen und anderen Medien vermittelt wird. Doch die Realität sieht für viele von uns weit weniger spektakulär aus. Wir erleben zwar in längeren Beziehungen durchaus Begegnungen, bei denen wir uns spontan und lustvoll aufeinander stürzen. Doch spätestens nach der Phase der Verliebtheit lässt der Zauber des Unbekannten unweigerlich nach.


Naja, der Alltag mit all seinen Pflichten ist halt nicht immer so sexy. Seine nachlässige Körperpflege und ihr ständiger schlabbrig-bequemer Pyjamalook übrigens auch nicht. Und dann gibt es halt noch manch anderes zu tun, die Wohnung ist auch nicht geputzt und die neue Serie auf Netflix scheint ebenfalls vielversprechend zu sein. Nun, wenn es heute nicht mehr reicht, dann ist morgen ja auch noch ein Tag. Der Partner, die Partnerin wird sich bis dahin schon nicht aus dem Staub gemacht haben…


Was ist bloss mit unserer Leidenschaft passiert?

Nur zwischendurch, vielleicht gerade beim Netflix-Schauen, fragen wir uns: Warum eigentlich erleben wir das, was wir auf dem Bildschirm sehen, nicht mehr selber? Wo ist bloss unsere Leidenschaft geblieben?


Symbolbild lebenslange Leidenschaft

Die Antwort sitzt meist gleich neben uns: Irgendwie könnte er sich schon wieder mal etwas mehr bemühen. Und sie könnte ja auch mal von sich aus aktiv werden, anstatt immer zu warten. Und ja, das fortschreitende Alter macht die Sache ehrlich gesagt auch nicht einfacher… Warum nur langweilt uns das Gegenüber so sehr? Keine Frage: Es muss an ihm, an ihr liegen.


Den Blick nach innen wenden

Doch wie ehrlich sind wir in solchen Moment mit uns selber? Warum fragen wir uns nicht häufiger: Was ist mein Beitrag, dass mein Leben erotischer, lustvoller und leidenschaftlicher wird – nicht nur im Bett, sondern überhaupt? Wie wichtig ist mir das überhaupt? Und was bin ich bereit, dafür zu investieren?


Wir machen uns ein Bild vom anderen und denken dann, wir wüssten, mit wem wir zusammenleben.

Sexuelle Anziehung, so der deutsche Paartherapeut Ulrich Clement, entsteht durch die Spannung der Differenz, nicht durch die kuschelig-bequeme Gemeinsamkeit. Und dass die erotisierende Spannung mit der Zeit abnimmt, liegt vielleicht weniger daran, dass wir uns gegenseitig immer besser kennen, sondern dass wir glauben, uns immer besser zu kennen. Wir machen uns ein Bild vom Gegenüber – und denken dann, wir wüssten, mit wem wir zusammenleben.


Der Preis der Sicherheit

Das hat einen grossen Vorteil: Das Vertraute entlastet, gibt Sicherheit und macht Ressourcen frei für anderes. Und ehrlich gesagt: Die ach so schöne aufregende Zeit der Verliebtheit wäre im Dauerzustand sehr kräfteraubend.


Gleichzeitig bietet uns diese Vertrautheit auch Schutz: Wir müssen uns nicht mehr exponieren, weil niemand mehr da ist, der uns kennenlernen möchte. Und wir können den unangenehmen Fragen, die in jeder Beziehung früher oder später auftauchen, elegant ausweichen.

Hinweisbanner Sexualtherapie

Das alles entspannt, bringt Sicherheit – und verhindert eben auch die leidenschaftliche Begegnung. Oder, um es mit Max Frisch etwas drastisch zu sagen: «Unsere Meinung, dass wir das andere kennen, ist das Ende der Liebe.»


Die Leidenschaft zurückholen

Unsere Leidenschaft verliert sich nicht einfach so. Wir sind es, die sie ziehen lassen. Aber zum Glück können wir die Leidenschaft auch wieder zurück in unser Leben holen: Indem wir das Bild, das wir uns vom anderen machen, immer wieder hinterfragen und neugierig bleiben, mit wem wir eigentlich durchs Leben ziehen. Indem wir uns wagen, unsere Komfortzone zu verlassen und uns dem anderen zuzumuten mit denjenigen Seiten, die er vielleicht nicht sehen will – oder die wir vielleicht selber an uns nicht so mögen.


Zugegeben: Dies ist anstrengend, zeitraubend, manchmal auch verunsichernd. Es gibt gute Gründe, es sein zu lassen – aber es gibt auch überzeugende Gründe, neugierig zu bleiben, sich miteinander auseinanderzusetzen, sich manchmal vielleicht zu verlieren, um sich dann wieder zu finden, sich einander in der Andersartigkeit zuzumuten, aneinander zu wachsen und lebendig zu bleiben.


 

Erlebst du in deiner Beziehung auch gerade eine lustlose Phase? Ist es in eurer Partnerschaft etwas langweilig geworden?


Dann könnte es sich für dich oder euch lohnen, die Komfortzone zu verlassen, damit das Leben wieder etwas prickliger wird. Wir helfen euch gerne dabei – zum Beispiel in einer Paarberatung für euch beide oder in einer Einzelbegleitung oder Sexualtherapie für dich alleine.


Na, wäre das was?

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